[2019-05-27] Bordeaux nach Boyardvile

Wie besprochen stellt Irène, die Hausherrin, kurz vor acht das Frühstück vor die Tür. Den Kaffee kann ich mir selbst in der Siebmaschine bereiten, das Baguette ist kross, duftet lecker. So kann ich in den Tag starten.

Der Weg Richtung Osten ist mir immer noch verwehrt, ich hatte schon an Bergerac oder Limoges gedacht. Nichts ist, im Osten nichts Neues. Grob peile ich als Ziel La Rochelle an, da habe ich mal vor 20 Jahren mit dem Bus eine Runde durch den alten Hafen gedreht, könnte mir wohl gefallen.

Die Strecke beginnt ähnlich langweilig wie gestern und wird erst kurz vor der Küste interessanter. Fahrtechnisch aber nichts tolles, da hilft auch der Name Route Napoleon nicht. Der Charakter meiner Tour ändert sich heute, der Schwerpunkt wandert weg vom Fahren. Die Tagesetappen plane ich kürzer, dafür möchte ich mir die Etappenstationen anschauen.

Langweilig geradeaus

Irgendwann halte ich auf einen Croque Monsieur. Den habe ich schon ewig nicht mehr gegessen und richtig Lust drauf. Serviert wird er mit einem Salat, sonst kommt der immer nackt. Ich sitze draußen in der Sonne, ein Loch in den Wolken gibt sie frei. Die Bedienung fragt ob ich nicht doch lieber reinkomme, es sieht nach Regen aus. Ich bleibe draußen und habe Glück, es bleibt trocken.

Ich sitze noch da und mir fällt ein Strassenschild an der Kreuzung auf, das zeigt die Richtung nach Boyardvile auf der Île d’Oléron. Auf der Insel habe ich mit meinem Peugeot 404 den ersten eigenen Urlaub in Frankreich gemacht, das war 1979 im August. Vor etwas mehr als 20 Jahren war ich dann nochmal da.

Den 404 hatte mir mein Bruder Marcel nach einem Unfall in seiner Garage lackiert, Kuddel gab ihm darauf den namen Toffifee. Warum wohl?

1979 - Toffifee auf der Île d'Oléron
1979 – Toffifee auf der Île d’Oléron

La Rochelle kann mich mal, es geht nach Boyardvile. Den Tipp gab mir damals ein Kumpel, Heiner, bei dem sollte ich mich heute noch bedanken. Kurz vor der Insel bin ich dann im Marennes-Becken, unzählige Kanäle durchziehen das Gebiet.

Zeit für ein Bild, sonst mache ich heute unterwegs gar keins.

Im Marennes-Becken
Im Marennes-Becken

Als ich dann über die Brücke auf die Insel fahre freue ich mich wie ein Schneekönig, ich könnte an jeder Bude mit dem Schild Vente d’huîtres anhalten. Brauche ich aber nicht, das Hotel in dem ich übernachte ist bekannt für seine Fischspezialitäten.

Mein Zimmer liegt im Erdgeschoß, direkt an der Straße. Normalerweise ist das für mich ein Grund umzuziehen, nicht aber hier, Seht selbst, das Moped steht vorm Fenster, der Blick geht über direkt auf den Kanal.

Zimmer zur Strasse mit Blick auf den Kanal
Zimmer zur Strasse mit Blick auf den Kanal

Das Wetter ist endlich sommerlich, keine Wolke mehr, so nutze ich die Zeit bis das Restaurant öffnet mit einem Spaziergang entlang des Kanals bis an den Strand. Schon wieder Urlaubsfeeling, yeaah.

Vom Strand bringe ich eine kleine Muschel mit heim, die kommt in die Sammlung.

Abends dann eine grandiose Platte mit Meeresfrüchten, allein wegen der Karte im Restaurant kann man eine Woche hier bleiben. Bilder gibt es dazu keine, die einen finden das ekelig und die anderen werden nur (zu Recht) neidig.

Wie erwartet schlafe ich ausgezeichnet, auf der Straße ist zumindest jetzt kein Betrieb. Für morgen ist jetzt auch hier wieder Regen gemeldet.