[2019-05-26] Saint-Jean-Pied-de-Port nach Bordeaux

Als ich aufwache werfe ich als erstes einen Blick aus dem Fenster und der bestätigt meine Befürchtungen: ich werde auf dieser Tour keinen Pyrenäenpass mehr erobern. Der Ort selbst liegt auf nur 150 Meter Höhe und die Wolken hängen direkt über mir.

Die Wolken hängen tief

Das kontinentale Frühstück wird durch selbstgekochte Marmelade und selbstgemachten Joghurt bereichert. Eigene Marmelade gibt es öfter, das mit dem Joghurt erlebe ich das erste Mal. Mit am Tisch sitzt ein junges Paar aus Spanien, die hatten sich gestern in dem schlechten Wetter in den Bergen verlaufen und sind erst spät in der Nacht in die Pension gekommen. Sicher nicht ganz ungefährlich. Ebenso am Tisch ein Paar aus Norwegen.

Schon zu meiner Arbeitszeit habe ich solch internationale Runden geliebt, unterhalten können wir uns gut auf Englisch. Die heutige Europawahl ist klar ein Thema und den BREXIT kann von uns Kontinentaleuropäern auch niemand verstehen.

Ich packe das Motorrad und fahre los, zuerst noch über sich perfekt in die Landschaft schmiegende Strassen, an und durch alte Dörfer oder kleine Städte.

Als ich das Baskenland Richtung Bordeaux hinter mir lasse wird die Strasse immer gerader und schließlich geht es ellenlang geradeaus durch Baumplantagen. In Bordeaux soll es nicht regnen!

Ellenlang geradeaus

Die Strecke wird langweilig. Ich weiß schon, warum ich lieber Richtung Osten gefahren wäre, den Weg verwehrt mir aber die aktuelle Regenfront.

Bienvenue a Bordeaux
Bienvenue en Bordeaux

Irgendwann erreiche ich dann Bordeaux, der erste Eindruck ist aber noch nicht der beste. Meine Unterkunft ist in einem Stadtteil in einer Gites, das Motorrad steht im abgeschlossenen Hof. Hier werde ich aufrichtig herzlich empfangen, nicht so aufgesetzt vor ein paar Tagen. Mein Motorrad wird bewundert und stolz zeigt mir Fernando, der Hausherr, sein eigenes Motorrad, eine Yamaha Fazer, bestens gepflegt. Das ist wie ankommen bei Freunden und macht Spass, mir und den freundlichen Franzosen.

Die Altstadt erreiche ich mit der S-Bahn, eine Haltestelle gibt es um die Ecke.
Jetzt macht Bordeaux den ersten Eindruck komplett wett.

Gleich bei der Oper gibt es gibt das traditionelle Karussell, das gehört irgendwie zum Stadtbild in Frankreich. Es ist Sonntag, die Menschen haben Zeit, es finden sich aber auch immer wieder menschenleere Strassen. Entspannend, das ist gut. Die Fahrt heute hat mich leider doch etwas genervt.

Im Boden eingelassen finde ich das Stendhal Zitat: “Bordeaux est, sans contredit, la plus belle ville de France” OK, akzeptiere ich jetzt so.

“Bordeaux est, sans contredit, la plus belle ville de France”
“Bordeaux est, sans contredit, la plus belle ville de France” – Stendhal