[2019-05-15] Von Logroño nach Santo Domingo de Silos

Ich hatte daheim Bescheid gegeben wo ich bin, als ich morgens wieder in Saulheim anrufe werde ich aufgeklärt: Es gibt in der Kathedrale einen echten Michelangelo zu bewundern. Eigentlich wollte ich gar nicht da rein, aber so habe ich meinen Plan umgeworfen. Meine Unterkunft ist direkt bei der Kathedrale. Bevor ich in die Kirche gehe zuerst einmal in eines der zahlreichen Cafes frühstücken. Meine Wahl fällt auf das Calenda, am Abend war das noch eine Weinbar. Die Atmosphäre ist sehr geschäftig, ein ständiges Kommen und Gehen. Manche der Gäste nehmen nur einen Cafe, andere, wie ich, ein komplettes Frühstück. Die Auswahl ist gross, es schmeckt sehr gut und ist auch noch preiswert.

Gestärkt gehe ich dann in die Kathedrale Santa María de la Redonda, ein Bettler hat seinen Arbeitsplatz schon bezogen, er öffnet mir mit einem freundlichen Gruss auf englisch das schwere Tor. Beim rausgehen werde ich ihm etwas in seinen Pappbecher werfen.

Innen alles pompös und beeindruckend, den Michelangelo muss ich allerdings suchen. Er ist etwas versteckt in einem Raum hinter dem Hauptaltar, dort befindet er sich auch noch in einer dunklen, mit Glas geschützten Nische. Die Erleuchtung gibt es nach Einwurf von 50Eurocent. Was soll’s, ich bin ja jetzt hier.

Michelangelo
Einen echten Michelangelo gibt es in der Kathedrale von Logroño zu bewundern.

Wie versprochen dem Bettler einen Obolus reingeworfen, rüber ins Hotel. Hier musste ich mich erst noch einmal umziehen. Mit den Motorradklamotten wollte ich nicht zum Frühstück, es ist schon zu warm. Das Moped gepackt und auf geht’s, dass ich direkt bei der Kathedrale meine Unterkunft hatte seht ihr hier:

Vor der Kathedrale Santa María de la Redonda, ich starte meine heutige Tour

Als Ziel grob vorgegeben hatte ich mir Peñafiel.Das Navi führt mich an wirklich riesigen Weingütern, den Bodegas, vorbei auf die LR-113. Schilder kuendigen die Strecke als Motorradstrecke an, das lässt hoffen. Tatsächlich wird es dann ab Bobadilla auch wirklich kurvig, das Tal ist eng und über eine Unmenge Kurven windet sich die Strasse in allerbestem Zustand hoch durch die Berge Richtung Embalse de Mansilla. So macht das mal richtig Spass!

Ruta Motera
Die LR-113, Ruta Motera, macht Spass.

Bevor ich dort ankomme halte ich noch an einer Gaststätte auf meinen Cafe. Während ich den zu mir nehme macht eine Gruppe Angler sich auf, innen hockt eine Gruppe Strassenarbeiter und studiert Karten. Die Strassenschilder sagen: linea discontinua solo indica eje de la carretera. Das muss ich nachlesen und heisst: Die gestrichelte Linie zeigt nur die Achse der Straße an. Gut, dann ist dem so, mir gefällt’s.

Linea Discontinua
Die Schilder sagen: linea discontinua solo indica eje de la carretera

Schliesslich merke ich, warum die Strassenarbeiter die Karten studieren, rum ist es mit dem feinen Geläuf, ab dem Stausee wird das schon ein Flickenteppich mit Belag in allen Zuständen.

Embalse de Mansilla
Die Strasse wird zum Flickenteppich

Es lässt sich aber trotzdem noch prima fahren, und irgendwann bin ich auf der N234 und werde weiter auf die BU 910 geleitet. Ich komme an einen Ort der sich Santo Domingo de Silos nennt. Ein Unmenge an freien Parkplätzen macht mich neugierig, hier ist wohl sonst echt was los. Ich möchte meine Mittagspause hier machen, ignoriere die angebotene Parkmöglichkeit, fahre bis in das Zentrum des Ortes und parke frech direkt neben der Kirche im Schatten.

Auf dem Marktplatz hat ein Gasthaus geöffnet und es stehen Stühle und Tische vor der Tür, prima. Während ich auf das Menú del día warte mache ich mich im Internet schlau wo ich denn überhaupt gelandet bin. Wikipedia schreibt dazu hier: Die Abtei gilt wegen ihres romanischen Kreuzgangs als „eines der berühmtesten und kunsthistorisch bedeutendsten Klöster Spaniens“.

Der Cafe im Anschluss an das Essen ist etwas bitter und ich bestelle mir etwas Milch. Mißgelaunt erklärt mir die Kellnerin dass ein Cafe eben kein Cafe con lecche sei, bringt mir dann aber doch ein kleines Kännchen Milch. Ihr Gesichtsausdruck sagt aber dass wir keine Freunde mehr werden. Erst viel später sehe ich das der Cafe con Lecche 20 Eurocent teurer ist. Sie dachte wohl ich wollte mir da einen Vorteil erschleichen, die 20 Cent hätte sie aber ruhig mit kassieren können. Den Tag lasse ich mir davon aber nicht vermiesen.

Jetzt erst mal Asche auf mein Haupt, ich habe noch nie etwas von diesem Ort gehört. Ich entscheide mich die Tour für heute zu beenden – das schaue ich mir dann doch genau an, jetzt wo ich schon hier bin.

Am Nebentisch hockt eine Spanierin mit ihrem Sohn, sie spricht deutsch. 11 Jahre hat sie in Berlin gelebt und dort Architektur studiert. Sie lacht sich kaputt als ich ihr erzähle dass mich nur der Zufall in den Ort geführt hat. Die meisten Besucher kommen wohl mit Vorsatz. Der Sohn scheint ein dorfbekannter Lausbub zu sein, er und seine Mutter werden von allen Einheimischen gegrüsst.

Zwei riesige Kindsköpfe bewachen den Eingang zum Kloster selbst, die waren mir schon bei der Fahrt Richtung Marktplatz aufgefallen. Was es mit denen auf sich hat konnte ich bisher leider nicht rausfinden.

Santo Domingo de Silos
Eingang zum Kloster

Die restlichen Eindrücke hier in einer Galerie. Es gibt im Ort einige Fachwerkbauten, allerdings in erbärmlichen Zustand. Ansonsten ist alles bestens gepflegt, auf dem Marktplatz wurden gerade ein paar defekte Platten getauscht.

Mein Motorrad stelle ich gleich neben dem Hotel ab. Hier habe ich kein schlechtes Gefühl, es ist absolut kein Betrieb. Das Bild, auf Facebook hochgeladen, kommentiert Angela mit: ” Hat die BMW dort den heiligen Schein bekommen? 😉” Zumindest scheint ein Finger auf sie zu deuten, oder?

Parkplatz am Plaza Mayor
Heiligenschein?

Am Abend habe ich das Gefühl alles richtig gemacht zu haben. Ich geniesse die Ruhe in dem kleinen Ort, das ist nach der Hektik in der grossen Stadt einfach wieder wie Urlaub.