[2019-05-22] Über die Las Medulas nach Leon

Zu allem Überfluss ist das Frühstück eines der schlimmeren nach kontinentaler Art. Trockenes Brot, Butter, Marmelade und etwas Kaffee, ich merke wieder wie sehr ich die letzten Tage verwöhnt wurde. Ist ja alles für etwas gut, aber diese Unterkunft hätte ich wirklich besser nicht gewählt.

Auf dem Motorrad verfliegt meine Verärgerung aber rasch, es steht ein weiteres Sehnsuchtsziel auf dem Programm. Als das Ziel meiner Reise schon klar war sehe ich durch Zufall im Fernsehen einen Bericht aus der Reihe Schätze der Welt über die Las Medulas. Die Karte bestätigt dass ich in der Nähe unterwegs bin und so werden die Las Medulas in die Planung aufgenommen.

Auf dem Weg nach Las Medulas

Bevor ich jedoch da ankomme mache ich erst noch Rast, das Moped kann ich direkt vor der Gaststätte in Sichtweite abstellen. Nach dem üblichen Tagesmenü bestelle ich mir den obligatorischen Kaffee. Der Wirt stellt ungefragt eine kleine Flasche, wie eine Essigflasche mit Ausgiesser, daneben. Ich habe keine Ahnung was das ist, schütte etwas von der klaren Flüssigkeit auf den Löffel und probiere: Trester! Die Sitte kenne ich nicht, muss das Angebot aber ablehnen.

Den Hinterlassenschaften der Römer nähere ich mich über den Ort Las Medulas. Hier ist man schwer auf Tourismus eingestellt, eine Gaststätte und Herberge an der anderen. Ich fahre um den Berg zum Mirador de Orellán, von hier hat man eine phantastische Aussicht auf die Szenerie.

Mirador de Orellan
Mirador de Orellan

Als ich wieder zum Parkplatz zurückkomme ist der einzige Wagen von dort verschwunden, ich bin ganz allein. Vorsaison sei Dank, das finde ich prima.

Parkplatz am Mirador de Orellán

Weiter geht es Richtung Astorga, auf der LE-142 komme ich am Cruz de Ferro vorbei. Entlang dieser Strasse gibt es wieder zuhauf Jakobswegpilger, ich würde mich nicht wundern wenn mir auf einmal Gerd Becker über die Füße läuft. Der muss dieses Jahr irgendwo hier auf seiner Pilgeretappe unterwegs sein.

Mit meiner Übernachtungsplanung habe ich schon wieder Pech: auf Empfehlung einer Motorrad fahrenden Kollegin hatte ich das Zimmer in einer Posada bei Astorga gebucht. Ich kann die Unterkunft nicht finden und gebe im Navi zur Kontrolle noch einmal den Namen anstatt einer Adresse ein. Es gibt einen Eintrag in der Datenbank und die Uschi sagt mir ich sei um 50 Kilometer falsch. Also wieder aufs Moped und bis hinter Leon gefahren. Da gibt es die Unterkunft aber auch nicht, die Adresse in der Datenbank ist mit einer falschen Postleitzahl hinterlegt.

Ich nehme die No-Show Rechnung (ungerne) in Kauf und buche ein Ausweichquartier in Leon, stinksauer.

Die Stadt kann ja nichts dafür, ich bummel mal wieder Richtung Altstadt. Es ist eine quirlige und sympathische Stadt, die Strassen sind voller Menschen und die Lokale sind alle gut besucht. Publikum aller Altersklassen und Nationalitäten ist unterwegs, die Stimmung ist wie überall bisher sehr entspannt. Zu meinem Feierabendbier gibt es als Tapas eine Schinkenschnitte. Nicht schlecht, ich fange an mich zu beruhigen.

Zum Abschluss des Abends lande ich im Camarote Madrid, ein wahrer Glücksfall. Ich bestelle mir einen Tinto, der kompetente Barmann greift zur Magnumflasche in der Kühlung und reicht mir einen Roten zum niederknien. Die frischen roten Waldbeeren schmecke ich jetzt noch, ein grandioser Wein.

Tapas in Leon
Tapas in Leon

Dazu fragt er mich welche Tapas ich den möchte. Wenn ich schon aussuchen darf wähle ich die Oliven. Der kleine Teller den er mir reicht kommt mit den köstlichsten Oliven die ich je hatte. Hier scheint ja alles prima zu sein, so bestelle ich mir noch eine Kleinigkeit und mache nichts falsch: der russische Salat mit Gambas ist klasse. Ich bin wieder versöhnt, ohne den Patzer mit der Pension wäre ich hier nie gelandet und hätte echt etwas verpasst.