[19-05-03] Freiburg ist nicht geplant

Es hat die ganze Nacht heftigst geregnet, das war so laut, dass ich das Fenster schließen musste. Morgens dann mit dem ersten französischen Kaffee gefrühstückt, Gott sei Dank trinke ich den gerne. Für etliche meiner Freunde ist der eine Qual. Das Angebot an dem Buffet war überschaubar, aber was solls.

Gepackt und geladen war schnell, ich wollte ja los. Draußen bin ich praktisch mitten in einer Wolke herumgerannt, auch ein Erlebnis. Ab aufs Moped und beim Rangieren mal gleich den ganzen Kram umgeworfen, auf dem nassen Untergrund weggerutscht und dabei mal eben so nebenbei den Koffer verbogen. Da bin ich so unglücklich auf eine Ecke getitscht, dass ein Spalt offen steht, mit Bordmitteln oder einem Fußtritt ist da nichts. Richtig abschließen lässt sich der Koffer auch nicht mehr, Frust. Was ein Murks.

Koffer kaputt

Ich habe also den Koffer kaputt, nichts Neues. Aber die Umstände sind neu, für die nächsten Tage ist nur Regen gemeldet und ich habe noch einiges vor. Das ganze soll ich dann mit einer offenen Einladung für Wasser in den Koffern machen? Nein.

Die erste Option: ich suche mir an einem Freitag einen franzõsischen Carroserieur und lasse mir das Dingen wieder gerade dengeln. Da es Freitag ist und ich keinen Termin habe verwerfe ich das gleich wieder.

Die zweite Option: ich besorge mir einen Koffer und schicke den Angeknacksten Heim, da kann ich den dann wieder richten lassen und einen von beiden verkaufen.

So wird es gemacht!

Da Fahren in den Bergen bei null Sicht und 100 % Luftfeuchtigkeit und dazu eine Werkstatt zu suchen keinen Spaß macht, geht es via Colmar nach Freiburg. Das Navi weiß, wo der nächste Freundliche seinen Sitz hat. Bei dem ging alles ganz problemlos vonstatten, die Schlösser von meinem Koffer waren schnell umgesteckt und der neue Koffer montiert. Ich hatte praktisch gerade Zeit einen kostenlosen Kaffee zu trinken. Ein ganz prima Service, wie gesagt, es ist Freitag und ich habe keinen Termin … Danke an die Jungs vom MOZ Freiburg.

Ich wollte ja eigentlich an dem Tag über die Berge, bei schönem Wetter das Écomusée d’Alsace besuchen, bei schlechtem Wetter das Automuseum von Peugeot in Sochaux. Soviel kann ich schon verraten: es wird das Automuseum.

Quartier finde ich in Montbéliard, das war als Etappenziel eh geplant. Bis auf den Weg dahin war also noch alles wie geplant.

Montbéliard

Als ich dann etwas zu Montbéliard im Internet recherchiere, lerne ich erstens, dass der Ort auch Mömpelgard genannt wird. Den Namen finde ich schön, hat so etwas Heimeliges. Zweitens lerne ich, dass zwischen Mömpelgard und Ludwigsburg nur 5 Jahre nach dem Krieg die erste deutsch-französische Städtepartnerschaft geschlossen wurde.

Ihr erinnert Euch an meinen Kommentar zum Grenzübertritt gestern? Hier wurden also dafür mit die Weichen gestellt. Vielen Dank für so viel Weitsicht. Wenn man da an solche Begriffe wie Erbfeind denkt, kann man sich die dafür notwendige Hartnäckigkeit von deutscher, aber auch von französischer Seite vorstellen. Danke nochmal, das Leben in einem offenen Europa ist großartig!

Zum Abendessen gibt es Baguette, Käse und Salami, dazu einen Rotwein. Danach noch mal durch den Ort, im Park blühen noch die Tulpen und eine Schleuse des Rhein-Rhone-Kanals erinnert mich an einen Bootsurlaub in Frankreich letztes Jahr.

Ich bin wieder mit der Welt versöhnt, bis hierhin ist es dann nicht so gelaufen wie gewünscht, aber ich bin da.

Verluste bisher: 1 Koffer, der ist aber kein Totalverlust.
Was fehlt: bei Gelegenheit muss ich mir einen Campingteller besorgen, daran habe ich nicht gedacht.