[19-05-04] Pott, Aral, Renault, Peugeot

Den Titel erkläre ich gleich, vorher noch, was ich gestern Abend beim Versuch französisches Fernsehen zu schauen gelernt habe: in einer Diskussionsrunde können gleichzeitig 3 oder mehr Teilnehmer in atemberaubender Geschwindigkeit parallel los schwätzen, es ist vollkommen unnötig, einander zuzuhören oder gar jemanden ausreden zu lassen. Keine Idee, was die diskutiert haben, aber irgendwann war die Sendung rum. Waren das noch Zeiten, als bei Werner Höfers Sonntagsrunde am Vormittag qualmend und Wein trinkend im Fernsehen die Welt erklärt wurde. Wer das nicht erlebt hat, wird es heute niemals glauben, was da los war.

Zurück zu Pott, Aral, Renault, Peugeot. Das waren die ersten Worte, die ich als Kind schreiben konnte. Meine Eltern haben in Bitburg einen Autohandel und eine Tankstelle betrieben, da lag das wohl nahe.

Jetzt bin ich in Montbéliard, direkt bei Schaum, hier sind die Peugeot-Werke und hier wurde vor über 50 Jahren mein seliger 404 Break gebaut. Den hatte ich meiner Oma abgekauft, ein riesiges Auto. Zuverlässig, leise, komfortabel und hat auch noch wenig verbraucht. Mann, was habe ich mit dem Wagen alles erlebt.

Für heute ist bescheidenstes Wetter gemeldet, die Straßen sind leer und der Ort wie ausgestorben. Kann man hier gut sehen:

Das Bild habe ich mit einer Insta360 Nano Kamera gemacht, ist ein prima Gadget um sich mit 360° Bildern vertraut zu machen. Dazu noch ein preiswertes Handystativ, gibt es gleich mit Bluetooth Fernbedienung und der Daumen ist nicht immer markant im Bild.

Also geht es ab ins Automuseum nach Sochaux, Musée de l’aventure Peugeot, bien plus qu’un musée, une aventure. Der Parkplatz ist praktisch leer, keine Saison, schlechtes Wetter, was will ich mehr. Sieht so aus als könnte ich das Museum in Ruhe genießen.

Das Museum, bereits 1988 eröffnet, ist sehr liebevoll ausgestaltet, ich vermisse jedoch etwas wie die interaktiven Module wie ich sie in dem erst 10 Jahre alten Porsche Museum gesehen habe. Die ganze Bandbreite der Produkte hat mich dann wieder überrascht, ich wusste nicht, dass aus einer Firma, die Sägeblätter hergestellt hat, dieser riesige Konzern geworden ist. Pfeffer- und Salzmühlen in bester Qualität kenne ich ja, Näh- und Küchenmaschinen, Werkzeug vom Hammer über Schleifmaschinen und Einrichtung bis zum Radio, alles, aber auch alles da.

Es gibt die komplette Kraftfahrzeuggeschichte von den ersten Kutschwagen mit Daimler Motor bis zu den Experimentalfahrzeugen Quasar und Hoggar. Ein mit viel Gefühl für das Detail aufbereitetes Diorama will ich Euch nicht vorenthalten, eine Autowerkstatt, komplett eingerichtet. Ein Reifen muss gewechselt werden, dass dazu das ganze Werkzeug vor der Karre ausgebeitet wird habe ich in Italien auch schon gesehen…

Natürlich hat mich der Bereich mit den Fahrzeugen aus den 50ern bis in die 80er und der Bereich mit den Sportfahrzeugen am meisten interessiert, 402, 403, 404, 504, alles da.

Dann, gleich um die Ecke, entdecke ich bei den Rädern ein mir bestens bekanntes Design, das Proficarbonmodell von meinem Reynolds 531 Stahl Galibier aus den 80ern. Ich erinnere mich noch gut, wie ich damals den Katalog gewälzt habe und mit dem Galibier in 600er Shimano Ausstattung war ich schon bestens ausgestattet. Das Carbonmodell für mich unbezahlbar. Allerdings kann ich bis heute immer noch ganz preiswert tunen indem ich einfach ein paar Kilo abspecke, da brauche ich kein teures Carbon.

Carbonne

Mit dem Museumsbesuch habe ich dem Wetter ein prima Schnippchen geschlagen. Richtung Hotel habe ich den Bus für einen Euro genommen. Der ist dann allerdings nicht bis an den Bahnhof in der Innenstadt, der hat die ganzen Mitfahrer mit mir etwas außerhalb herausgeworfen. Den Grund habe ich leider nicht verstanden. Wie auch immer, den Rest bis zum Hotel musste ich zu Fuß gehen und bis ich dort endlich ankomme, bin ich dann patschnass. Das war so nicht geplant.

Der Abendspaziergang ist wegen Schneetreiben ausgefallen, ich habe mir dann Fußball im Fernsehen angetan. Sieht so aus als seien die Bayern wieder Meister.