[2019-06-02] La-Petite-Raon nach Saulheim

Ein letztes ausgiebiges Frühstück und es geht los Richtung Heimat.

Am Col du Hantz gibt es eine Baustelle. Ich folge dem Umleitungsschild und irgendwann bittet mich die Navi-Uschi

rechts abzubiegen. OK,mache ich.

Es geht durch den Wald, über Feldwege, an kleinen Weilern vorbei, immer rechts rum. Bis ich irgendwann vor einemSchild stehe: Col du Hantz. Ich hatte das Navi auf kürzeste Entfernung gestellt und die geht halt über den Col. Ich folge jetzt brav den Umleitungsschildern und bringe die Umleitung korrekt zu Ende.

Es folgt der Col de la Charbonnière, mit einem Seitenblick erhasche ich eine phantastische Aussicht in die Rheinebene. Wenn da jetzt eine Parkmöglichkeit kommt, das muß ich fotografieren.

Kommt aber nicht, der Wald verdeckt mir die ganze Zeit die Sicht. Es ist Sonntag und die Strecke ist voller Rad- und Motorradfahrer, das bin ich gar nicht mehr gewohnt. Ich biege ab Richtung Obernai, von dem trubel hier habe ich die Nase voll.

In Molsheim sehe ich das letzte Karussell der Tour.

Molsheim
Molsheim, Marktplatz

Über Saverne erreiche ich dann Volmunster, in der Mühle möchte ich noch eine Pause machen und etwas essen. Die Idee haben bei dem Wetter vor mir schon etliche Andere, Bestellungen werden nicht mehr angenommen. OK, dann halt nur etwas Käse, ich wähle einen Munster und einen Brie. Danach gibt es den letzten P’tit, schade.

Der letzte P'tit der Tour
Der letzte P’tit der Tour

Jetzt ist es nicht mehr weit bis Brenschelbach-Bahnhof, ich fahre wieder Brenschelbach-Bahnhof, dieselbe Grenze die ich vor vier Wochen in der anderen Richtung befahren habe.

Bei Landstuhl fahre ich dann mit einem Schlenker über Obernheim-Kirchenarnbach, Queidersbach Richtung Kaiserslautern. Von da geht es via Kibo und Alzey nach Saulheim. Nach 6386 Kilometern bin ich wieder zuhause, ich bin glücklich. Glücklich wieder zu sein, aber auch glücklich, überhaupt gestartet zu sein und das alles so erlebt zu haben.

Damit bin ich am Ende dieser Reise, hoffentlich kann ich Dich mit der Beschreibung etwas mitnehmen. Schließen möchte ich aber nicht ohne noch einmal auf Kurt Tucholsky und sein Pyrenäenbuch zurück kommen. Er schreibt in dem Kapitel ÜBER NATURAUFFASSUNG folgendes:

«Und daher kann ich auch nicht solche Beschreibungen von den Pyrenäen geben, in denen es nur so braust von ungewöhnlichen Adjektiven – denn ich habe das nicht empfunden. Die Höhepunkte lagen auf dieser reise, wie bei allen Menschen, die unter denselben Lebensbedingungen aufgewachsen sind wie ich, sehr oft in kleinen Nebenumständen, im Wohlbefinden an einem sonnenbeglänzten Nachmittag, in dem Geschrei von Gänsen, das sich anhörte, wie wenn sie sich selbst ironisch nachahmten; in dem Drum und dran von ländlicher Arbeit, die ich nicht mitzutun gezwungen war, deren Anblick mir also für die erste Zeit Vergnügen bereitete; in der Freude, in den Bergen zu sein, wo keine Elektrischen fahren, keine Zeitungsausrufer brüllen, keine Schutzleute stehen. Und mancmal … drei-, vier-, fünfmal -: mehr.»